Referat I/1 - NS-Gedenkstätten, Rechtsextremismus, Antisemitismus
Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus genießt seit vielen Jahren viel Aufmerksamkeit in der deutschen Öffentlichkeit und Bildungslandschaft, auch im Kontext historisch-politischer Bildung in NS-Gedenkstätten und angesichts des Verschwindens der Generation von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, einem wachsenden Geschichtsrevisionismus sowie einer zunehmend heterogenen Gesellschaft. Menschenfeindliches Verhalten, antisemitische und den Nationalsozialismus relativierende Hassrede, rassistische Anschläge und rechtsradikale Morde hängen oft eng mit der Zeit des Nationalsozialismus zusammen und haben uns – auch und gerade in Hessen – tief erschüttert und Denkmuster offenbart, die Worte zu Taten werden lassen. Dieses vielfältige Themenspektrum umreißt grob Aufgaben und Herausforderungen, denen sich das Fachreferat gegenübersieht. Hierzu werden kontinuierlich Veranstaltungen und Publikationen angeboten.
Insbesondere seit den 1980er Jahren hat die Erforschung der Geschichte des Nationalsozialismus in Hessen erhebliche Fortschritte gemacht. Zahlreiche Initiativen, Geschichtsvereine, politische, gewerkschaftliche, kirchliche und andere Organisationen, etliche schulische Projektgruppen, aber auch viele Gemeinden und engagierte Bürgerinnen und Bürger haben sich neben der universitären Forschung der Aufgabe angenommen, die lokalen und regionalen Zusammenhänge der Jahre 1933 bis 1945 aufzuklären und die Öffentlichkeit durch Veranstaltungen, Ausstellungen oder Publikationen darüber zu informieren. Als Resultat dieser Aktivitäten sind seither zahlreiche Gedenkstätten in Hessen entstanden, die ein kontinuierliches Bildungsangebot zur NS-Zeit für Schulklassen, Jugend- und Erwachsenengruppen machen, aber auch Einzelbesuchern mit Führungen, Gesprächen und Materialien offen stehen. In der historisch-politischen Bildungsarbeit zum Nationalsozialismus besteht ein direkter Zusammenhang mit den Themenbereichen „Rechtsextremismus“ und „Antisemitismus“ in ihren historischen und aktuellen Ausprägungen und Erscheinungsformen.
Das Fachreferat „Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus“ wurde 1993 in der HLZ eingerichtet, wobei die thematischen Zuständigkeiten „Rechtsextremismus“ und „Antisemitismus“ bereits konzeptionell angelegt waren, die seit 2020 dem Referat seinen Namen geben. Schon viele Jahre zuvor hatte die HLZ begonnen, sich mit den Themenstellungen des späteren Fachreferats zu beschäftigen. Die ersten durch die HLZ geförderten Gedenkstättenfahrten führten hessische Gruppen 1967 nach Dachau. Die Studienreise der HLZ nach Israel und in die Palästinensischen Gebiete wird seit 1985 durchgeführt und eröffnet ein möglichst breites Spektrum an Informationen, Begegnungen und landeskundlichen Erfahrungen. 1986 begann die Förderung von Fahrten zum Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau nach Polen, für die ein kontinuierlich wachsendes Interesse zu verzeichnen ist. Wurden Anfang der 1990er Jahre noch weniger als 50 Gedenkstättenfahrten pro Jahr gefördert, so wuchs diese Zahl im vor-pandemischen Rekordjahr 2019 auf 228 ein- und mehrtägige Fahrten hessischer Gruppen mit knapp 15.000 Teilnehmenden an. Alle Informationen zur Förderung von NS-Gedenkstättenfahrten finden Sie hier.
Aktuell steht neben einer intensiveren Förderung der hessischen NS-Gedenkstättenlandschaft auch die Unterstützung kleinerer Gedenkorte und -initiativen sowie der Ausbau digitaler und hybrider Formate der politischen Bildung sowie speziell der NS-Gedenkstättenarbeit im Fokus der Arbeit des Fachreferats. Was interessiert Jugendliche und Erwachsene aktuell in Zusammenhang mit diesen Themen, wie kann ein Lebensweltbezug hergestellt werden, wie können insbesondere junge Menschen in Hessen mit Bildungsangeboten erreicht werden, und welche Formate sind hierfür passgenau? Hierzu arbeitet Referat I/1 in den Bereichen NS-Gedenkstätten, Rechtsextremismus, Antisemitismus selbstständig sowie in kontinuierlichem Austausch und in Kooperation mit anderen Institutionen in Hessen und darüber hinaus. Sprechen Sie uns gerne an!