1. Januar 1999: 25. Jahrestag der Einführung des Euros in elf EU-Ländern als Buchgeld
Kaum etwas erscheint uns heute so alltäglich wie das elektronische oder bare Bezahlen mit dem Euro – obwohl er erst vor exakt 25 Jahren als zunächst lediglich elektronisches Buchgeld eingeführt wurde. Da die Geschichte des Euro aufs engste mit der Idee einer europäischen Staatengemeinschaft verknüpft ist, kann er auch beim Verreisen in der Mehrzahl der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als Zahlungsmittel genutzt werden. Ein Großteil der Deutschen kennt jedoch auch noch die Deutsche Mark bzw. die DDR-Mark aus dem eigenen Portemonnaie, deren Einführung durch jeweils eine Währungsreform im in den drei westlichen bzw. der sowjetischen Besatzungszone die wirtschaftlichen und politische Rahmenbedingungen der Nachkriegsjahrzehnte entscheidend prägten. Darüber hinaus zeugt die Hyperinflation des Krisenjahres 1923 sowie deren erfolgreiche Bekämpfung durch die Einführung der Rentenmark davon, wie währungspolitische Entwicklungen eine gesellschaftlich (de-) stabilisierende Tragweite entfalten können. Was ging der Einführung des Euro als europäische Währung um die Jahrtausendwende voraus?
Gründung der „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ (EWG)
Auch vor dem Hintergrund der dauerhaften Friedenssicherung und dem Konzept der Westbindung wurden wirtschaftliche Beziehungen zu den (westlichen) europäischen Nachbarländern in den Gründungsjahren der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgenommen und gestärkt. Erste Initiativen zur Errichtung einer europäischen Währungsunion in den 1960er-Jahren standen in engem Zusammenhang mit der Gründung der „Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft“ (EWG) durch Deutschland, Frankreich und die Beneluxstaaten im Jahr 1957. Gemeinsam mit der zeitgleich geschaffenen „Europäischen Atomgemeinschaft“ (EURATOM) und der 1951 gegründeten „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ fungierte die EWG als für die europäische Integration wegweisende supranationale Organisationen. Seit 1964 stimmten die Mitgliedsstaaten der EWG ihre Geld- und Währungspolitik miteinander ab. Hierbei kam es zwischen Frankreich, das das Ziel einer raschen Währungsunion verfolgte, und Deutschland, das dafür eine Harmonisierung der Währungspolitik zwischen den Mitgliedsstaaten zur Bedingung machte, immer wieder zu Konflikten.
Währungspolitische Integration bis in die 1990er-Jahre
Bis in die 1960er-Jahre hinein beherrschte das amerikanisch geprägte sogenannte „Bretton-Woods-System“ einer internationalen Währungsordnung, die vom US-Dollar als Leitwährung bestimmt war, das internationale Wechselkurssystem. Vor dem Hintergrund des Abstiegs dieses Systems wurde die währungspolitische Integration in Europa in den 1970er-Jahren vorangetrieben. So entstand 1978 das „Europäische Währungssystem“ (EWS), das die Schwankungen des Wechselkurses der Währungen der EWG-Staaten begrenzen sollte sowie Leitkurse für die nationalen Währungen festlegte. Basierend auf dem Dreistufenplan des Präsidenten der „Europäischen Kommission“, Jacques Delors, von 1989 wurde das Fundament für die europäische Wirtschafts- und Währungsunion 1992 mit dem Vertrag von Maastricht konkretisiert. Zum 1. Juli 1990 wurden der uneingeschränkte Kapitalverkehr, die verstärkte Zusammenarbeit der Zentralbanken sowie die freie Verwendung der europäischen Vorläuferwährung „ECU“ („European Currenca Unit“) als erste Aspekte des dreistufigen Vorgehens umgesetzt. Mit dem Vertrag von Maastricht, der die 1957 geschlossenen „Römischen Verträge“ zu den „Europäischen Gemeinschaften“ ersetzte, wurde die „Europäische Union“ als supranationaler Staatenbund am 1. November 1993 offiziell gegründet. In der zweiten Stufe folgten zum 1. Januar 1994 unter anderem die Errichtung des „Europäischen Währungsinstituts“ (EWI) sowie eine daraus resultierende verstärkte Zusammenarbeit bei der Geldpolitik. Das EWI war darüber hinaus für die Gestaltung der neuen Banknoten verantwortlich, die einem Beschluss des „Europäischen Rats“ von 1995 zufolge den Namen „Euro“ (statt zuvor „ECU“) tragen sollte, der in allen Sprachen der EU-Mitgliedsstaaten leicht auszusprechen ist.
Einführung des Euro in der dritten Stufe
Der offiziellen Einführung des Euros als europäische Gemeinschaftswährung ging die Gründung der „Europäischen Zentralbank“ (EZB), am 1. Juni 1998 voraus, die das EWI ersetzte und ihren Sitz in Frankfurt am Main hat. Der „Europäische Rat“ prüfte anschließend, welche Mitgliedsstaaten die entsprechenden fiskalischen Kriterien zur Euro-Einführung erfüllten und in welchem Wechselkurs der Euro zur jeweiligen nationalen Währung sowie zum US-Dollar stehen sollte. Unter Ausschluss von Großbritannien, Dänemark und Schweden, die eine Euro-Einführung nicht wünschten, sowie von Griechenland, wo der „Europäische Rat“ die geldpolitischen Kriterien noch nicht erfüllt sah, wurde der Euro zum 1. Januar 1999 in den übrigen elf EU-Mitgliedsstaaten eingeführt. Dabei fungierte er zunächst lediglich als Buchgeld, das heißt als elektronisch verfügbare Geldeinlagen bei Kreditinstituten bzw. als für den elektronischen Zahlungsverkehr genutzte Währung. Drei Jahre später erfolgte zum 1. Januar 2002 schließlich auch die Ausgabe von Euro-Münzen und -Scheinen. Besonders das exportstarke Deutschland profitierte in der Folge stark vom Handel innerhalb der Eurozone. Inzwischen nutzen 20 EU-Mitgliedsstaaten den Euro als Währung.