7. April 1919: 100. Jahrestag Ausrufung der Münchner Räterepublik
Die Oktoberrevolution im Schatten von Frauenkirche, Stachus und Feldherrnhalle in München bzw. Bayern war nur von kurzer Dauer. Der Versuch, im April/Mai 1919 die sogenannte „Münchner“ oder „Bayerische Räterepublik“ und damit eine sozialistische Republik mit Rätestrukturen zu verankern, scheiterte. Die nur wenige Wochen bestehende Räterepublik wurde Anfang Mai 1919 von Freikorpsverbänden und Reichstruppen blutig niedergeschlagen.
Kurt Eisner von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) hatte am 8. November 1918 den Freien Volksstaat Bayern ausgerufen und war vom Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat zum ersten Ministerpräsidenten der bayerischen Republik gewählt worden. Nach der Ermordung von Kurt Eisner am 21. Februar 1919 konstituierte sich als provisorische Regierung ein „Zentralrat der bayerischen Republik“ unter der Führung von Ernst Niekisch von der USPD. In der Folgezeit spitzten sich die Machtkämpfe zwischen Anhängern des Rätesystems und des pluralistischen Parlamentarismus zu. Am 17. März wurde Johannes Hoffmann von der MSPD als Vertreter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie vom Landtag zum Ministerpräsidenten Bayerns gewählt.
Gegen dessen Regierung rief der Zentralrat der bayerischen Republik unter der Führung von Ernst Niekisch und dem revolutionären Arbeiterrat in München am 7. April 1919 die „baierische“ Räterepublik aus. Die Regierung Hoffman wurde für abgesetzt erklärt und musste schließlich nach Bamberg fliehen. Die Räterepublik wurde zunächst von pazifistischen und anarchistischen Intellektuellen, u.a. Ernst Toller, Gustav Landauer und Erich Mühsam, geführt. Ab Mitte April 1919 übernahmen dann führende KPD-Mitglieder wie Max Levien oder Rudolf Egelhofer die Führung, setzten ihrerseits den Zentralrat ab und stellten eine Rote Armee auf. Paramilitärische Freikorpseinheiten unterstützt von Regierungstruppen aus Berlin besiegten kurze Zeit später die Rotgardisten, nahmen München ein und stürzten die Räterepublik am 2./3. Mai 1919. Mehrere tausend Anhänger der Räterepublik wurden verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt (u.a. Ernst Toller 5 Jahre, Erich Mühsam 15 Jahre), zum Tode verurteilt (u.a. Eugen Leviné Hinrichtung am 5. Juni) oder unmittelbar ermordet (u.a. Gustav Landauer am 2. Mai, Rudolf Egelhofer am 3. Mai).
Am 31. Mai bildete sich unter dem Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann eine neue Koalitionsregierung, bei der nun auch bürgerlich-konservative Parteien eingebunden waren. Am 14. August 1919 wurde schließlich die Bamberger Verfassung für Bayern unterzeichnet, die am 15. September 1919 in Kraft trat. Der Kriegszustand über München wurde erst am 1. Dezember 1919 aufgehoben.
„Lenin kam dann doch nicht bis zur Isar. Dennoch wurde die kurzlebige Münchner Räte-Episode politisch dazu genutzt, die latente Kommunistengefahr an die Wand zu malen. Mit der Angst vor der Weltrevolution ließ sich damals prima politisch Kapital schlagen, währenddessen die Münchner Bierhallen-Revolutionäre in der Rückschau heute oft als intellektuelle Schaumschieber verblassen. Dabei zählte der Name Eisner seinerzeit elementar zum Unruhe- und Instabilitätsbild der Weimarer Republik dazu,“ so HLZ-Direktor Dr. Alexander Jehn.